Die Seidenmalerei

(eingesendet von L. Ehemann)



Dies ist eine kleine Beschreibung des wunderschönen Hobbys der Seidenmalerei. Ich kann nur sagen, daß man auch als absoluter Neuling tolle Erfolge haben kann. Die Fließeigenschaften des Materials und die Leuchtkraft der Farben beeindrucken, auch wenn die künstlerischen Fähigkeiten noch zu wünschen übrig lassen. Es kann einfach nichts schief gehen – laßt Eurer Phantasie freien Lauf.

Hier eine kleine Übersicht des Artikels





Die Seide ......

ist ein wunderschöner Stoff, der aus dem Faden des japanischen Maulbeerspinnerkokons - kurz Seidenspinner - gewonnen wird. Dies ist ein Falter dessen Heimat in Japan liegt und dessen Raupe sich von den Blättern des Maulbeerbaumes ernährt.

Der Seidenfaden wird wie folgt gewonnen (dies ist wohl auch der einzige und leider nicht zu übersehende Wermutstropfen an diesem Hobby):

Die Puppen des Falters werden eingesammelt und dann in heißem Wasser abgetötet. Der Faden wird dann abgewickelt. Man verwendet nur die ersten Stücke des Fadens. Der Rest des Kokons ist unbrauchbar.

Aus diesem Faden werden Seiden in unterschiedlichen Stärken hergestellt. Die Auswahl geht von dem ganz dünnen Pongee bis hin zum sehr dickem Chiffon. Eines haben aber alle gemeinsam - die Schönheit, den Glanz und natürlich auch den weichen Materialfluß.

(Anmerkung der Redaktion: Wäre Seidenmalerei nur mit Seide und dem entsprechenden ethisch etwas fragwürdigen Rohstoffgewinnungsprozeß möglich, würden wir dieses Hobby hier nicht vorstellen. Anstelle von Seide kann man jedoch auf Satin malen, was zwar etwas schlechtere Fließeigenschaften mit sich bringt, im gleichen Zuge aber auch leuchtendere und kräftigere Farben)

Die Farben......

werden in 2 Kategorien eingeteilt. Die dampf- und die bügelfixierbaren Farben. Meistens werden von Anfängern Farben ausgewählt, die mit dem Bügeleisen fixiert werden können, da dies weniger aufwendig ist als die Dampffixierung. Die Farben werden einfach nach dem Trocknen eingebügelt. Leider muß man sagen, daß diese Farben deutlich weniger Leuchtkraft besitzen als die Dampffixierbaren.

(Anmerkung der Redaktion: Unseres Wissens gibt es noch eine 3. Kategorie an Farben, die mit Hilfe von Fixiermittel fixiert werden, darüber hinaus noch Farben, die sowohl durch Bügeln/Mikrowelle und Dampf fixiert werden können)


Wie Ihr Euch jetzt schon denken können, kommen wir zu den dampffixierbaren Farben. Und wie es der Name schon sagt, braucht Ihr entweder einen Dampfkochtopf oder ein etwas teureres Gerät, in welchem man die Tücher erheblich komfortabler als im Topf fixieren kann, bzw. ein Bastelgeschäft in Eurer Nähe, welches Euch die Arbeit abnimmt. Für ein Tuch 90x90 cm müssen sie mit ca. 2,00 Euro Kosten rechnen.

Es reicht übrigens völlig aus, wenn man sich mit den Grundfarben (rot, gelb, blau) und Schwarz ausrüstet. Damit kann man sich alle erdenklichen Farbtöne zusammen mischen. Mit Schwarz macht Ihr die Farben dunkler und mit Wasser hellt Ihr auf.

Ihr solltet Euch, wenn Ihr klar von einander abgetrennte Flächen wollt, noch eine Tube Trennmittel zulegen. Diese Trennmittel gibt es in verschiedenen Ausführungen. Zum einen unterscheidet man Gutta und herkömmliche wasserlösliche Trennmittel. Die Gutta ist ein kautschukähnliches Material welches man in durchsichtig und verschieden farbig erhalten kann. Die Gutta ist das herkömmliche Trennmittel und wird auch in der Stoffbatik-Malerei verwandt. Leider läßt die Gutta nach dem Fixieren nur im Benzinbad oder in der chemischen Reinigung entfernen, was sehr lästig ist, da beim Benzinbad giftige Dämpfe entstehen und die Reinigung mal wieder was kostet.

Zum Glück gibt es ja auch die wasserlöslichen Trennmittel, die nach der Fixierung einfach ausgewaschen werden (die Tücher sollten nach dem Fixieren sowieso immer gewaschen werden, damit die restliche überschüssige Farbe entfernt wird).

Wenn Ihr Euch für farbige Trennmittel entschieden habt, bleibt die Farbe natürlich erhalten. Nur bei den Farblosen erscheint dann die Naturfarbe der Seide wieder.


Die Pinsel.......

sind das A und O. Bitte spart nicht am falschen Fleck. Sauber gearbeitete Pinsel sind zwar erheblich teurer als die günstige Massenproduktion, aber Ihr werdet daran nicht lange Freude haben. Es ist ungemein wichtig, egal ob Kunst- oder Echthaarpinsel, daß die Haare nicht abgeschnitten wurden, sondern sozusagen in die richtige Form gelegt werden. Dies ist sehr aufwendig und erklärt den Preis. In Form geschnittene Pinsel haben den Nachteil, daß die Haare abstehen und keine saubere Spitze vorhanden ist. Dies wäre ja erst mal nicht so schlimm, aber die Seide ist ein Material, welches die Farben enorm weiterleitet. Ein Tropfen Farbe (am falschen Fleck) verteilt sich oft in ungeahntem Ausmaß und kann schnell das ganze Kunstwerk zerstören. Ihr fragt Euch jetzt berechtigter Weise, wie man dem Einhalt gebieten kann, aber davon später.

Es ist eigentlich egal, ob Ihr Kunst- oder Echthaarpinsel verwendet, vom Preis mal abgesehen. Es gibt nur den einen Unterschied: echte Haare nehmen mehr Farbe auf und geben sie gleichmäßiger ans Material ab.

Für den Anfang genügen zwei Pinsel. Einer sollte etwas dicker sein (Nr. 12 oder 14), aber eine sehr feine Spitze haben. Damit könnt Ihr sowohl dicke als auch sehr feine Linien malen. Der andere kann ein breites flaches Ende haben, damit Ihr Flächen schnell und gut ausmalen könnt.

Der Rahmen........

ist Eure Staffelei. Ihr habt die Möglichkeit, einen Kunststoff- oder einen Holzrahmen zu verwenden. Die Seide wird mit kleinen Nadeln gehalten und in den Rahmen eingespannt.

Meine Erfahrungswerte beschränken sich auf den Kunststoffrahmen. Ich habe mich aus Kostengründen dafür entschieden, und weil er natürlich leichter zu reinigen ist als Holz. Leider hat Kunststoff aber auch den kleinen Nachteil, daß es sehr leicht ist und somit beim malen leichter ins Wanken gerät als vermutlich stabiles Holz.

In den Seidenrand (Achtung: dieser muß bereits eingenäht sein, sonst reist’s) werden also wie bereits erwähnt kleine Krallen eingehakt und mittels kleiner Noppen (wie bei Ministeck-falls aus Kindertagen noch bekannt) im Rahmen verankert. Die Seide sollte gut gespannt sein und mit vielen Krallen befestigt werden, damit sich die Spannung gut verteilt. Ein kleiner Tipp: Macht die Seide nach dem Bespannen feucht. Dazu könnt Ihr einen mit Wasser getränkten großen Pinsel oder einen Zerstäuber verwenden. Ihr werdet sehen, daß die Seide sich ausdehnt. Jetzt könnt Ihr also noch mal nach spannen, damit beim Malen nichts mehr nachgibt und keine Falten entstehen.

So, Ihr habt Euch also alles nötige Handwerkszeug zugelegt und wollt loslegen. Dann kommen wir mal zu den Techniken, wobei ich natürlich noch nicht alles ausprobiert habe und somit nur zum Teil aus “Erfahrung“ spreche und der Rest gelesen ist.

Es gibt verschiedenste Techniken. Also fangen wir mal damit an, daß Ihr Euch zum Beispiel ein Tuch gestalten wollt, bei dem Ihr die Farbe einfach ineinander fließen lasst. Ist sehr einfach, aber trotzdem recht effektvoll.

Wie Ihr bereits wisst, solltet Ihr die Seide immer feucht halten, da Ihr sonst häßliche Ränder erhaltet, weil die Farbe zu schnell trocken wird.

Also schafft Euch ein paar Gläser oder alte Plastikbecher an und mischt erst mal die Farbtöne zusammen, die Ihr später auf die Seide bringen wollen. Testet die Farben immer auf einem Papiertaschentuch, da man die richtige Farbe beim Mischen nicht oder nur sehr schlecht erkennen kann. Und Achtung: Gebt immer nur ein paar Tropfen von einer Farbe dazu. Oft verschätzt man sich gewaltig.

Jetzt bringt mit dem Pinsel immer wieder verschiedene Farbklekse auf ´s Material und beobachtet, wie diese ineinander verlaufen. Wascht aber bitte immer die Pinsel zwischen den unterschiedlichen Farben aus, da sonst die Farben verfälscht werden.

(Anmerkung der Redaktion: Die Pinsel unseres Wissens immer naß halten oder sofort auswaschen, da manche Seidenmalfarben sonst derart eintrocknen, dass man sie a) nur schwer oder nicht mehr aus dem Pinsel entfernen kann und b) der Pinsel darunter leiden könnte)

Lasst jetzt das Tuch trocknen und dann wird fixiert.

Als kleine Variante kann man noch während die Farben feucht sind, Salzkörnchen darauf legen (spezielles Effektsalz). Dadurch, daß an diesen Stellen das Wasser (und somit die Farbe) aufgesaugt wird, entstehen dann hellere Flecken, die man z.B. als Sterne in einem nachtblauem Tuch einsetzen kann. Besonders geschickte Leute zaubern dann daraus auch Blütenformen.

Nicht immer möchte man ja, daß die Farben verlaufen. Also muß man sie entweder irgendwie eindämmen oder möglichst schnell trocken bekommen. Für Letzteres hält man in der einen Hand einen Föhn und in der anderen den Pinsel. Nun könnt Ihr Formen und kleine Gemälde gestalten und bestimmen mittels Ihres Föhns, ob und wo die Farben fließen sollen oder nicht. Bitte föhnt aber nicht direkt auf den Pinsel, die Farbe könnte dort antrocknen und Ihr könntet nicht mehr schön malen.

Beim Eindämmen kommen wir wieder zu den Trennmitteln.

Diese werden immer an den Rändern, wo eben klar getrennte Farbübergänge vorhanden sein sollen aufgetragen.

Achtet bitte immer darauf, daß Ihr die Dicke Ihres verwandten Materials einkalkuliert. Das Trennmittel muß den Stoff komplett durchdrungen haben, da sonst die Farben auf der Rückseite durchfließen könnten. Ebenso muß das Trennmittel immer richtig trocken sein, bevor Ihr zum Ausmalen beginnt. Wenn Ihr ein Muster als Vorlage haben, solltet Ihr dieses auf die Seide noch im ungespanntem Zustand übertragen, da sich sonst Verschiebungen ergeben können. Es gibt verschiedene Stifte hierzu. Achtet bitte nur darauf, daß sich diese beim Waschen wieder entfernen lassen.

(Anmerkung der Redaktion: Es gibt auch sogenannte Phantomstifte, deren Farbstoff nach einer gewissen Zeit von selbst verschwindet.)

Jetzt gibt es wirklich nicht mehr viel zu sagen, außer LOSLEGEN!

Als kleiner Tipp noch eins:

Holt Euch doch aus Eurer Stadtbücherei Seidenmalbücher. Oft finden sich darin Mustervorlagen für Seidentücher, die man sich dann kopieren kann.