Vom Drachenfliegen oder Kiten

Mit Drachenfliegen ist hier nicht das Drachenfliegen gemeint, bei dem ein oder zwei Personen sich an einen riesigen Deltadrachen hängen und in die Tiefe stürzen. Schon eher kann man es mit dem klassischen Drachen steigen lassen (Einleiner) vergleichen. Die Drachen, die man allerdings so zum Fliegen benutzt, sind eher Zwei- oder Dreileiner und Lenkmatten.

Dadurch, daß die Drachen z.B. zwei Leinen zur Befestigung haben, sind sie lenkbar, und man kann richtige Manöver fliegen. Und anders als bei den klassischen Drachen mit nur einer Leine, die wohl jeder aus seiner Kindheit kennt, und die man eben nicht lenken kann, benötigen diese Lenkdrachen meistens nicht viel Wind, um erfolgreich geflogen werden zu können. Nein, es reicht schon eine Brise mit vielleicht 2m/sec Windgeschwindigkeit, und man kann die meisten Drachen fliegen. Schuld daran: Eine Konstruktion aus Schnüren am Drachen selbst, die meist von der Nase zu den Flügelkanten gehen (dort, wo der größere Stab in die Halterungen eingefügt wird {Querspreize}) und je einer Schnur, die diese in der Mitte greift und mit der Querspreize in der Mittelhalbierenden verbunden ist. Das ganze nennt sich die Waage des Drachen und dient dazu, den Anstellwinkel des Drachen im Wind zu verändern. Zwar kann dies nicht während des Fluges geschehen, den die Einstellung wird über Knoten fixiert, doch kann man am Boden die Waage den Windverhältnissen anpassen und erhält so eine große Spannbreite, bei der man fliegen kann. Abgesehen davon gibt es auch noch Leichtwind- und Indoordrachen, die bei Windstille geflogen werden können (oder eben in der Halle).

Somit ist das Drachenfliegen nicht mehr saisonabhängig (Frühjahrs- oder Herbststürme) oder regional gebunden (Küsten- oder Berggebiete). Nur böig sollte der Wind nicht sein, sonst machts wirklich wenig Spaß (wenn z.B. der Wind gerade so reicht und dann nach ein paar Minuten für 30 Sekunden der Wind komplett fehlt und man den Drachen dann auch mit guter Technik nicht mehr halten kann, da einem irgendwann der Boden ausgeht).

Meine ersten Erlebnisse waren reiner Zufall, da ich persönlich mir Drachenfliegen ziemlich langweilig vorstellte. Meine Frau wollte allerdings schon immer einen Drachen haben, also beschloß ich,Ihr zu Weihnachten (ergab sich gerade so) einen zu schenken. Es war ein First Step von eolo, war gerade etwas im Angebot und ich habe ihn mir übers Internet bei Kites.de gekauft. Der Kontakt war nett, die Lieferung schnell da und bezahlt werden konnte per Rechnung. Meine Frau hat sich sehr gefreut und konnte es kaum abwarten, daß wir ihn steigen ließen. So gingen wir eines schneereichen und windigen Januartags auf die Felder, wo wir schon mal bis über die Knie im Schnee versanken. Das war vielleicht ganz gut so. Denn obwohl wir die beiliegende recht ausführliche Flugkurzanleitung (dort war beschrieben, wie der Drachen aufgebaut wird, wie die Teile heißen, wie die Waage eingestellt wird und wie man den Drachen startet, fliegt und landet, inkl. einiger Flugmanöver) gründlich gelesen und eigtl. auch verstanden hatten, konnte meine Frau (ihr gebührte natürlich der erste Flug) die beschriebenen Anweisungen nicht sofort in die Tat umsetzen. Offensichtlich hatten wir z.B. die Lenkleinen nicht gleich lang bemessen, den Drachen falsch eingestellt und meine Frau die Hände auch nicht parallel gehalten beim Start. Ich hielt den Drachen fest, meine Frau gab das Kommando, ich ließ ihn los, und mit einem knatternden Fauchen und immensem Tempo stieg er etwa 6 Meter in die Höhe, beschrieb einen rasanten Bogen und sauste noch schneller wieder in die Tiefe. Nur, daß er nicht krachend am Boden aufschlug, weil ja schön tief Schnee lag, was die Nase sehr schonte. Nach ein paar Versuchen klappte das Ganze dann schon sehr gut. Allerdings war der Wind zu stark bzw. der Drachen nicht adäquat eingestellt, jedoch überlebte der First Step all diese Strapazen einwandfrei.

Es dauerte nicht lange und ich wollte auch einen Drachen haben. Nach den guten Erfahrungen mit dem First Step, dachte ich, ich kaufe mir mal den Next Step von eolo (auch übers Internet, kostet zur Zeit 59,90 €), allerdings wurde ich da etwas enttäuscht. Zwar ist auch er recht gut zu fliegen und selbst bei wenig Wind kann ich ihn so einstellen, daß er ordentlich zieht (er hat schließlich eine größere Fläche), doch waren so manche Teile schlecht verarbeitet. So taugen z.B. die Pfeilnocken und die Stand-Off-Halter nichts. Zum Glück kann man diese Teile jedoch günstig durch qualitativ bessere im Zubehörhandel ersetzen und mit dem Next Step viel Spaß haben.

Ein bischen Zubehör habe ich mir auch noch gegönnt, so z.B. eine Drachentasche (da ich kein Auto habe, ist es umständlich mit lauter einzelnen Drachen loszuziehen plus Schnüre plus Griffe plus Windfahne, etc.). Da sich der Wind bei mir in der Gegend oft dreht, habe ich mir zur Orientierung eine Windfahne gebastelt. Dazu habe ich ein Windspiel genommen, das einem Windsack am nähesten kam, habe mir aus dem Baumarkt eine Achse für Möbel- und Drehstuhlfüße gekauft, dazu ein Alurohr in passendem Durchmesser, sowie ein Plastikteil, das ebenfalls über die Achse, nicht jedoch über das Rohr paßte. Die Achse habe ich dann zum Teil in das Rohr eingeschlagen, das Plastikteil über die Achse gesetzt, oben die Achse mit dem zugehörigen Splint verschlossen, somit konnte das Plaastikteil nicht mehr herunter, war aber immer noch frei drehbar. Dann mußte ich nur noch ein kleines Loche in den Rand des Plastikteils schmelzen und konnte das Windspiel einhängen. Nun habe ich das Windfähnchen immer dabei und sehe immer, aus welcher Richtung der Wind kommt.

Nachfolgend findet Ihr ein Buch, das ich bisher als einziges für den Anfänger als guten und umfassenden Ratgeber gefunden habe. Während andere Bücher hauptsächlich nur entweder vom Selbstbau von Drachen oder von Drachenmodellen an sich handeln, beschreibt der Autor hier recht ausführlich: Auswahl des passenden Drachen, Zubehör, Schnüre, Handgriffe, Auf- und Abbau des Drachen, Einstellung des Drachen, Solostart und Start mit Hilfe und Flugübungen.

Meines Erachtens sein Geld durchaus wert. Über amazon hab ich das Buch innerhalb von 3 Tagen frei Haus erhalten (hat keinen Pfennig/Cent mehr gekostet als im Buchhandel [Preisbindung], war versandkostenfrei). Für mehr Infos klickt auf das Bild.

Bild

Wenn Ihr sehn wollt, wie es gerade bei Euch zuhause um den Wind bestellt ist, könnt Ihr bei wetter.de vorbeischaun. Dort könnt Ihr Eure Postleitzahl eingeben und erhaltet aktuell Temperatur, Bewölkung und vor allem den WIND in Eurem Gebiet angezeigt !!! Absolut kostenlos !!! Ohne Anmeldung !!!



Wer mit den Windstärken nichts anfangen kann, für den habe ich diese Liste eingefügt:

Beaufort

(Windstärke)

Knoten
km/h
m/s
Mph
Windbezeichnung
erkennbar an
am besten

Fliegen mit:

0 0 0 0 0 Windstille Rauch steigt senkrecht auf
NUR Indoor-Drachen
1 1-3 1-5 0,3-1,6 1-3 wenig Wind Rauch driftet ein wenig Indoor- und Ultraleicht-Drachen
2 4-6 6-11 1,7-3,2 4-7 leichte Brise Laub raschelt ideal für Ultraleicht-Drachen
3 7-10 12-19 3,3-5,4 8-12 etwas stärkere Brise kleine Flaggen wehen ideale Flugbedingungen
4 11-16 20-28 5,5-7,9 13-18 stärkere Brise Bäume bewegen sich ideale Flugbedingungen
5 17-21 29-38 8,0-10,7 19-24 frische Brise kleine Bäume biegen sich ideale Flugbedingungen
6 22-27 39-49 10,8-13,7 25-31 starke Brise große Zweige biegen sich von Experten bevorzugt
7 28-33 50-61 13,8-17,1 32-38 kleiner Sturm Bäume in Bewegung körperliche Arbeit
8 34-40 62-74 17,2-20,7 39-46 größerer Sturm Zweiglein brechen nur für Experten
9 41-47 75-88 20,8-24,6 47-55 Sturm Zweige brechen Gefahr !!!

Nicht fliegen !!!

10 48-55 89-102 24,7-28,5 56-64 großer Sturm Bäume brechen Gefahr !!!

Nicht fliegen !!!

11 56-63 103-117 28,6-32,7 65-73 sehr großer Sturm weitreichende Zerstöruingen Gefahr !!!

Nicht fliegen !!!

12 über 64 über 118 über 32,8 über 74 Orkan extreme Zerstörungen Gefahr !!!

Nicht fliegen !!!

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